Freitag, 5. September 2014

Die lange Vorbereitung einer Ausstellung

von Judith Mundwiler

Während drei Jahren haben Gabi und ich auf unsere Ausstellung in Birmingham hingearbeitet - und nun gehört dieses Erlebnis schon in die Vergangenheit!
Ich möchte Ihnen gerne einen kleinen Einblick geben in das "Vorher" , "Währenddem" und "Nachher" von diesem Event!
Als wir uns für einen Galerieplatz beworben hatten an der Show in Birmingham, war der Ansprechpartner Andrew Solmon. Wir mussten beide ein Dossier mit unseren Statements, Fotos von unseren Werken, Vita etc. einreichen.
Auch ein Ausstellungkkonzept hatten wir vorgelegt. Unsere Galerie sollte "short stories-between the lines" heissen. Beide beschäftigten wir uns damals viel mit Schrift und Geschichten in unseren Werken.
Wir bekamen dann die Einladung zur Ausstellung im Jahr 2013. Damit wir eine Vorstellung hatten, was uns da genau erwartet, sind Gabi und ich im Jahr 2012 nach Birmingham geflogen und haben uns die ganze Sache vor Ort angeschaut. Ich war überwältigt von der Grösse der Show! Sooooo viele Galerien, Ausstellungen, Verkaufsstände, Workshopangebote, Verpflegungsstände......Und sooooo viele Besucher......
Die Begegnung mit Mister Solmon war für uns sehr erfrischend! Er war ein richtiger englischer Gentleman, wie aus dem Bilderbuch. Sehr sympathisch. Leider eröffnete er uns, dass er die Show abgeben wird an seinen Nachfolger, den wir auch kennenlernten. Hier sprang der Funke nicht gleich......aber wir erhielten die Zusage, dass  alles, was wir abgemacht hatten mit Mr.Solmon, gleich bleiben wird.
Nun hiess es, in unserer Atelierarbeit uns voll auf diese Ausstellung zu konzentrieren. Leider kam dann bei  mir eine grosse private Belastungszeit, wo ich alle Energie für die Betreuung von meinen Eltern brauchte. Aus diesem Grund konnten wir unser Ausstellungsdatum ein Jahr verschieben, auf 2014.
Als es dann um die erneute Planung ging, erfuhren wir, dass die Direktion in Birmingham nochmals gewechselt hatte. Nun war Helen Marriot für alles verantwortlich. Wir mussten und nochmals neu bewerben, da anscheinend bei diesem erneuten Wechsel einiges durcheinander geraten war und nicht optimal verlief. Nach geduldigem Warten bekamen wir erneut die Zusage, dass wir einen Galerieplatz bekommen. Diesmal zwar etwas kleiner, als bei der ersten Zusage.
Soweit war nun alles klar und wir konnten zielstrebig an unseren Projekten arbeiten. Als es dann um die Feinplanung von unserer Galerie ging, konnten wir unsere Wünsche einbringen und die genaue Einteilung mit Wänden, Eingängen etc. aufzeichnen. Nach einigen Unsicherheiten bezüglich der Beschaffenheit der Wände und der Grösse der Ein- und Ausgängen hatten wir dann unseren Grundriss.
Unser Grundkonzept war, eine kleine Oase zu schaffen in Mitten dieser Hektik und Betriebsamkeit der ganzen Show. Wir wollten, dass die BesucherInnen sich bei uns wohl fühlen, eintauchen und Ruhe finden können, eine Verschnaufpause einlegen können, bevor sich sich wieder ins Getümmel ringsum stürzen.
Aus diesem Gedanken heraus planten wir nicht wie andere Galerien ganz offene Eingangsbereiche, wo man durch die Ausstellung hindurchsieht zur nächsten Galerie. Sondern wir wollten, dass die Menschen hineingezogen werden, neugierig gemacht werden, eintreten und dann verweilen können. Wir wollten nicht auf den ersten Blick schon alles verraten.
Und das ist uns wirklich gelungen! Viele Menschen schauten zaghaft und verwundert um die Ecken und blieben dann verzaubert stehen. Oft hörten wir : wow!! amazing!!
Es entstanden viele tolle Gespräche, wir lernten spannende Menschen kennen und einige bekannte Textilkünstlerinnen, die ich nur von Fotos oder von ihren Büchern her kannte, kamen uns besuchen. Ja, es sprach sich sogar herum, dass mann/frau unsere Galerie gesehen haben musste!!
Ich führe Sie nun mit den folgenden Fotos durch den Anlass!


Gabi übernachtete am Dienstag am Flughafen in Frankfurt, ich bestieg den ersten Zug zum Flughafen Zürich um fünf Uhr morgens...unsere Ankunftszeit in Brimingham war 8 Uhr!!
Unsere Idee, alle Werke so zu kreieren, dass wir sie zusammengefaltet in einen Koffer packen können, hat sich bewährt.  Mit je einem Koffer und mit etwas Handgepäck, wo unsere Kleider drin waren, nahmen wir in Birmingham den langen Weg durch endlose Gänge vom Flughafen zu den Messehallen unter die Füsse. Die Rolltreppen waren noch nicht in Betrieb!
Beim Ausstellungsort angekommen hatten wir zuerst mal einen Riesenfrust! Da stand noch gar nichts von userer Galerie. Wir fanden zwar den Ort, wo sie mal aufgebaut wird, aber die meisten Wände in der Riesenhalle lagen noch in Einzelteilen am Boden. Die Auskunft war, dass dies erst im Laufe des Tages aufgestellt sein wird! Wir liessen unser Gepäck mal dort und suchten das Hotel. Auch da konnten wir noch nicht einchecken und warteten etwa fünf Stunden in der Hotellobby!


Nach dem Mittag wanderten wir dann erneut durch die einsamen leeren Gänge zur Messehalle. Da sah es schon anders aus! Die Galerien waren nun zu erkennen, die Wände waren gestellt. Wir konnten nun mal unsere beiden Koffer ausräumen und unsere Werke auslegen. Es entstand ringsum eine immer lauter werdende Geräuschkulisse: Geraschel von Papier, dröhnende Bohrer, Hammerschläge, Zurufe, Motoren von Gabelstapler......und wir mitten drin: Es war für mich ein supertolles Gefühl, dass wir einen Teil von diesem grossen Ganzen sein dürfen!

Unsere beiden Koffer mit den zusammengefalteten Werken

Erste Auslegeordnung

Bei dieser Auslegeordnung bekamen wir den zweiten Schock: Obwohl wir zu Hause genau ausgemessen hatten, wo unsere Werke hinkommen sollen, hatten wir das Gefühl, dass wir viiiiel zu wenige Arbeiten dabei hatten. Meine Meinung war, dass wir niemals alle diese Wände genügend bestücken können mit dem Wenigen, das da lag! Aber das war eine falsche Einschätzung! Weil alle unsere Werke zusammengefaltet waren oder aufeinandergestapelt im Koffer, sah das zuerst nach so wenig aus. Aber als alles ausgebreitet war, beruhigte ich mich wieder und wir konnten an die Arbeit vom Aufhängen gehen.

Wir konnten diese verschieden grossen Kuben bestellen. Sie wurden extra für uns angefertigt. An Stelle von einem Tisch hatten wir diese Flächen zur Präsentation unserer Bücher und kleinen Collagen zur Verfügung. Und wir konnten alles Material, welches wir nicht gerade brauchten, darin verstauen! Eine supergeniale Idee von Gabi!

Auch diese vier Rahmen für meine Kurzgeschichten wurden extra nach meinen angegebenen Massen gebaut....

..und nachher auch noch an der Wand montiert! Ein Superservice.....

..... von Jan Westwood...Die Ruhe selbst, auch in hektischer Aufbauarbeit.....ein wahrer Engel....
So sah es inzwischen rings um uns aus.....
Auch eine Crew von Elektrikern war unterwegs und installierten eine perfekte Beleuchtung für alle Werke.
Dieses Team war verantwortlich für die Beschriftung der Galerie. Aber ohje!! Wie ist denn da mein Nachname geschrieben? Hat das wohl irgend jemand, ausser mir bemerkt?
Die eine Aussenwand unserer Galerie.
Die andere Aussenwand mit Blick in die Galerie.

Die kleinen Kissen von Gabi in der "Stillen Ecke". ( Blick von oben)
Die fertig behängte Wand mit meinen Collagen. Das Licht kommt von draussen. Manchmal leuchtete alles in der Sonne. Später kommt dann noch das Kunstlicht dazu.

Am Mittwochabend war alles bereit und wartete auf den grossen Ansturm am nächsten Morgen....
...und der sah dann so aus!!! Beim Eingang warteten die ersten Besucher. Punkt zehn Uhr gab es das Signal, und alle rannten los!! Da musste es irgendwo etwas gratis gegeben haben.....In unsere Galerie kamen die Besucher erst ab ca. halb elf Uhr.....

Und so sah es vor dem Eingang aus...eine Kolonne von geschätzten 50 -100 Metern!



Unser Siebdruckbuch fand regen Anklang! Wir hatten eine englische Übersetzung mit dabei! Mein Sohn, Simon Spinnler, hat sie in stundenlanger Arbeit geschrieben! Ich danke ihm an dieser Stelle nochmals ganz herzlich! Und einen lieben Dank geht auch an Cécile Trentini! Sie hat die Übersetzung korrekturgelesen!

Es gibt so einiges zu entdecken!


Besuch von anderen Textilkünstlerinnen...erkennen Sie, wer hier auf Entdeckungsreise war?

...sie ist angeschrieben........

Und dann hatten wir auch noch Besuch aus der Schweiz!
...auch sie ist eine Besucherin aus der Heimat!...schon an meiner allerersten Ausstellung vor bald  25 Jahren fand ich einen Gästebucheintrag von Dir! Danke!

Es wurde auch fotografiert für Berichte in Zeitschriften......

Das lange Stehen ging ganz schön in die Knochen!!!!
...aber trotz aller Arbeit waren wir glücklich und zufrieden über all diese wunderbaren Begegnungen...

..und das Abräumen geht ja bekanntlich schneller, als das Aufstellen....

Am Tag vor dem Abflug machte ich mit meinen Schweizer Kolleginnen mit dem Doppelstöckerbus einen Abstecher nach Birmingham......eine eigenartiges Stadtbild......

Fassade von einem riesigen Einkaufscenter mitten in der Altstadt!

Strukturen findet man überall...
Hier noch zwei Ausschnitte aus unserem Mini-Gästebuch...

Das Wort "inspiration" kam sehr oft vor....

Ich hoffe, Sie haben einen kleinen Einblick bekommen in unser Abenteuer!
An dieser Stelle sei den Organisatoren von der Show ein grosses Kompliment gemacht. Es war alles superprofessionell arrangiert und es hatte überall nette Menschen, die uns unterstützten!
Ich kann Ihnen einen Besuch der Messe nur empfehlen!
 Hier finden Sie mehr Infos zum Festival.






7 Kommentare:

  1. Liebe Judith,

    du hast einen wunderbaren Bericht über unsere gemeinsame Zeit geschrieben. Es hat alles noch einmal so plastisch und intensiv nachgewirkt.

    Vielen Dank für dieses Abenteuer, dass wir gemeinsam so gut auf den Weg gebracht haben.

    liebe Grüße Gabi

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  2. Liebe Judith, vielen Dank für diesen Bericht und die vielen Fotos. Das alles hat mich ein bisschen dafür entschädigt, dass ich nicht nach Birmingham kommen konnte :-)

    Mit einem Gruss aus dem Ticino!

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  3. Merci pour ce reportage si complet! Bravo les dames!!
    Amicalement

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  4. Danke fuer diesen ausfuehrlichen Bericht. Sehr interessant, einmal hinter die Kulissen schauen zu koennen.

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  5. Hezrlichen Dank für das "Vorher" und "Nachher". Ein wenig vom "Währenddessen" durfte ich ja genießen. Eure Oase war wunderschön gestaltet und euch zu treffen war klasse.Und dieser Bericht hat auch mich wieder zurückversetzt in dieses Abenteuer.Es wird für mich unvergesslich bleiben.Herzliche Grüße Anette

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  6. Herzlichen Glückwunsch zu dieser gelungenen Ausstellung und vielen Dank für die Präsentation dieses Berichts. Es war ein wenig wie dabei gewesen. Birmigham ist wirklich zu empfehlen und einzigartig. Vielleicht schaffe ich es nächstes Jahr wieder.
    LG Martina

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  7. hallo zusammen
    danke für eure feedbacks! für mich war es spannend und wichtig, diese rückschau zu machen. denn der anlass war so schnell vorbei. und der nachklang war anders als bei einer ausstellung hier in der nähe. da alles in england stattfand,hatte ich nachher das gefühl, alles dort zurückzulassen. (ausser unsere werke natürlich) aber die nachträglichen rückmeldungen, gespräche, diskussionen, berichte in zeitschriften/zeitungen, austausch von fotos......das echo fand nicht so statt, wie bei einer ausstellung hier um die ecke....
    um so schöner eure rückmeldungen hier....
    herzlich judith

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